Das alevitische Gottesverständnis
Das alevitische Gottesverständnis spricht von der unzertrennlichen Einheit des Schöpfers und der Schöpfung (Varlık Birliği/Vahdet-i Vücüt) und kreist um den Begriff „Hakk“, welcher der Schöpfer ist und dessen göttlicher Funke des Lichtes, der das Leben erfüllt, im Herzen eines jenen Menschen vorhanden ist und leuchtet. „Hakk“ ist die Wahrheit der Schöpfung, die Erkenntnis um den Schöpfer und das Recht des Schöpfers. Das heißt: „Gott ist der Schöpfer, woran man sich orientiert, den man Hakk nennt und in seiner Schöpfung sucht und findet, womit die Geschöpfe als die Offenbarung Gottes gelten, durch die er sich zu erkennen gibt.“ Daher gibt die Formel „En-el Hak“ (Ich bin die Wahrheit, im Sinne von: Ich bin das Ebenbild Gottes.) des Hallac-ı Mansur die Grundlage der alevitischen Schöpfungsvorstellung wieder.
Das alevitische Menschenbild
Der Mensch ist ein Geschöpf wie Pflanze, Tier und Natur, jedoch zusätzlich mit Vernunft ausgestattet, welche ihn in die Lage versetzt, den Schöpfer zu erkennen und ihn in seinen Geschöpfen wieder zu erkennen. Allen Menschen wohnt die „heilige Kraft (Nur-i Kadim/Zat-Mutlak)“ des Schöpfers inne, daher wird der Mensch als Widerspiegelung Gottes betrachtet. Mohammed und Ali sind die größten Vorbilder dieser Widerspiegelung, indem sie einerseits Gott reflektieren und andererseits Gott im Menschen reflektieren. Somit ist der Mensch das vollkommenste Geschöpf und der Heilige Ali ist der vollkommenste Mensch. Das erste göttliche Licht sind Ali und Mohammed, wonach Gott-Mohammed-Ali eine unzertrennliche Verbundenheit bilden. Ali nimmt als Bewahrer der alevitischen Glaubenslehre und als vollkommener Mensch und wichtiges Mitglied der Prophetenfamilie (Ehl-i Beyt) eine besondere Stellung im alevitischen Islam ein. Er hat die Lehre von Mohammed geerbt und ist Hüter der Offenbarung, weshalb er auch als „Gottes Löwe“ (Allah`ın Aslanı) angesehen wird.