Das traditionelle Alevitentum

Der Bund der Alevitischen Gemeinden e.V. vertritt das traditionelle Alevitentum, das sich als eine Glaubensgemeinschaft mit einer über 1400-jährigen Geschichte versteht. Der Ursprung reicht bis in die Zeit des Propheten Muhammed und dessen Schwiegersohn Ali hin. Als eigenständige Glaubensrichtung im Islam hat sich das Alevitentum im Zuge der Auseinandersetzungen um die Nachfolge des Propheten Muhammed entwickelt. Die Aleviten leiten ihren Namen von „Ali“, dem Vetter und Schwiegersohn des Propheten Muhammed ab, dem sie höchste Verehrung erweisen; „Alevit“ ist demnach „ein Anhänger Alis“.

Sie vertreten die Auffassung, dass allein dem Kalifen Ali die Nachfolge des Propheten, also das Kalifat (politische Führung) und das Imamat (religiöse Führung) rechtmäßig zusteht. Die Verhinderung dieser Nachfolge war in der islamischen Geschichte die sogenannte Geburtsstunde der Aleviten. Es gibt drei wichtige Elemente im Alevitentum, die unzertrennlich voneinander betrachtet werden und die historischen sowie theologischen Thesen der Aleviten zusammenfassen. Diese fundamentalen Elemente des alevitischen Glaubens werden in dem Glaubensbekenntnis wie folgt ausgesprochen: „Allah-Muhammed-Ali“. Demnach ist Allah, der einzige Schöpfer, Muhammed ist sein Gesandter und Ali
rechtmäßiger Stellvertreter des Propheten. Das Alevitentum ist als eigenständige Islaminterpretation Jahrhunderte lang erhalten geblieben, obwohl es immer wieder Unterdrückungen und der Verfolgung ausgesetzt war.
Innerhalb der islamischen Geschichte sind drei große theologische Strömungen (Sunnitentum, Schiitentum und das Alevitentum) zu beobachten, die sich jeweils aus dem Islam heraus entwickelt und ihn auf die eigene Art und Weise interpretiert haben. In ihrer heutigen Erscheinungsform haben sich die Aleviten vor allem als Ergebnis eines sozio-politischen Prozesses maßgeblich zwischen dem 12. und 17. Jahrhundert in Anatolien und naher Umgebung entwickelt. Ihre geistigen Grundlagen hat die alevitische Glaubensgemeinschaft zum größten Teil aus der islamischen Mystik bezogen, aber auch Elemente und Traditionen aus anderen alten Religionen haben die Kultur bereichert.

Der Begriff „Alevi“ leitet sich vom Namen des Heiligen Ali, dem Vetter und Schwiegersohn des Propheten Mohammed ab und bedeutet demnach “Anhänger Alis” und derer die Ali´s Lehre befolgen. Das Alevitentum ist eine mystische Islamauffassung.  Dem alevitischen Glauben nach wurde diese Lehre vom Propheten Mohammed und Imam Ali  im  “Rat der Vierzig”  verlautbart. Dieser Glaube wurde durch die anderen Imame und nachfolgenden Gelehrten weiterentwickelt und strukturiert.  Der 6. Imam Cafer-i Sadik, ein Nachkomme des Imam Ali, gilt als der größte Gelehrte des Islam im 8. Jhd.  Er wird von den Aleviten als als ihr Konfessionsführer anerkannt.  Am Gottesdienst nehmen Frauen und Männer ohne räumliche Trennung gleichberechtigt teil. Der Gottesdienst umfasst Gebet und eine (innere; türkisch: batini) Auslegung bzw. sinnliche Auslegung des Korans durch Geistliche, sowie der religiöse Reigentanz der Gläubigen (Semah) unter musikalischer Begleitung durch das Saiteninstrument Saz/Bağlama. Durch Gedichte und Hymnen der heiligen Gelehrten, findet das Alevitentum seinen Ausdruck. Der alevitischen Lehre nach kommt der Mensch mit einer unreifen Seele (ham ervah) auf die Welt, er soll sich zu einem reifen, vollkommenen Menschen (insan-ı kâmil) weiterentwickeln, denn nur so kann er zu seinem Urwesen wieder zurückkehren. Zu seiner Reifung und Vervollkommnung muss sich der Einzelne vor einem Wegweiser (mürşid), Geistlichen (dede) und Betreuer (rehber) zu seinem Glauben bekennen bzw. ein Gelöbnis (ikrar) ablegen und den Glaubenspfad  passieren (Initationsritual). Ort der Glaubenspraxis der Aleviten ist das Cemevi (Haus der Einheit und der Einigung).